Ein Relaunch kann eine großartige Gelegenheit sein, um eure SEO-Performance langfristig zu verbessern. Wenn ihr gerade ein neues Website-Konzept entwickelt und es schafft, die neuesten SEO-Erkenntnisse einzubauen, dann wird eure neue Website aus SEO-Sicht mit hoher Wahrscheinlichkeit besser sein, als die der Konkurrenz.
Ein Relaunch kann aber auch ein großes Risiko für die SEO-Performance eurer Website darstellen, wenn ihr einige wichtige Faktoren nicht berücksichtigt.
In diesem Artikel lernt ihr, wie ihr wichtige Inhalte auf eurer alten Website identifizieren könnt, die auf eure neue Website mitgenommen werden sollten. Wenn ihr diese Inhalte löscht, verliert ihr auch den organischen Traffic, den sie euch aktuell bescheren.
Beachtet die folgenden Punkte, um SEO-relevante Inhalte auf eurer Website zu identifizieren:
Welche Zielseiten ziehen aktuell organischen Suchtraffic an?
Eine bestimmte Anzahl von Unterseiten eurer Website zieht aktuell organischen Suchtraffic für euer Unternehmen an. Wisst ihr, welche es sind? Vielleicht erscheinen diese Seiten euch gar nicht so wichtig und vielleicht sind sie nicht einmal ein Bestandteil eures neuen Website-Konzepts.
So findet ihr heraus, welche Seiten aktuell organischen Traffic auf eure Website ziehen:
Geht zum “Zielseiten”-Bericht (Verhalten > Websitecontent > Zielseiten) in Google Analytics (oder dem Webanalysetool eurer Wahl) und wendet das Segment „Organische Zugriffe“ auf den Bericht an. Jetzt seht ihr, welche Unterseiten aktuell organischen Traffic auf eure Website generieren. Diese Seiten solltet ihr in eurem neuen Website-Konzept nicht vergessen! Wenn eure neue Website diese Seiten oder entsprechende Inhalte nicht enthält, werdet ihr nach dem Relaunch auch den Traffic verlieren, den diese Seiten aktuell generieren.
Denkt darüber nach, wie ihr diese Seiten, oder neue, entsprechende Inhalte, in euer neues Website-Konzept einbetten könnt.
Extra: Welche Seiten haben vielversprechende Rankings oder Links?
Zusätzlich zu den Seiten, die bereits organischen Traffic generieren, lohnt es sich, einen Blick auf Seiten zu werfen, die aktuell vielversprechende Rankings haben, aber noch nicht so viel Traffic generieren. Ihr könnt Ranking-Tools wie Searchmetrics oder Sistrix verwenden, um Seiten zu identifizieren, die z.B. zwischen Position 7 und 15 zu relevanten Keywords mit gutem Suchvolumen ranken. Es wäre wahrscheinlich keine schlechte Idee, diese Rankings beizubehalten (indem man die Seiten beim Relaunch mitnimmt), und die Seiten (und damit die Rankings) nach dem Relaunch weiter zu optimieren.
Ihr könnt zudem noch die Google Search Console verwenden, um Seiten zu identifizieren, die aktuell viele Impressionen und wenige Klicks haben. Diese Seiten tragen zwar aktuell noch nicht viel zum Traffic bei, haben allerdings ein großes Potential für die Zukunft, wenn ihr die richtigen Optimierungsmaßnahmen ergreift.
Zuletzt lohnt es sich noch, einen Blick auf die Backlinks eurer alten Website zu werfen. Seiten, die Links von anderen Domains haben, sollten beim Relaunch ebenfalls mitgenommen werden. Tools wie Sistrix, Searchmetrics, Google Search Console, Bing Webmaster Tools und viele spezialisierte Link-Tools liefern euch dafür wertvolle Daten.
Berücksichtigt auch Nicht-HTML-Dateien, die euch Traffic bringen!
Habt ihr viele PDFs mit wertvollen Informationen auf eurer Website? Ranken eure Bilder gut in der Bildersuche? In diesem Fall sollten ihr euren Nicht-HTML-Dateien besondere Aufmerksamkeit schenken. Auch diese Dateitypen bringen euch wahrscheinlich eine Menge wertvollen organischen Suchtraffic.
Das Besondere and PDFs, Bildern und anderen Dateitypen ist in diesem Zusammenhang, dass sie nicht in dem oben beschriebenen Google-Analytics-Bericht zum organischen Traffic auftauchen. Diese Dateien haben in der Regel keinen eigenen Tracking-Code und werden deshalb in Google Analytics (und anderen Webanalyse-Tools) nicht erfasst.
Um Daten über Traffic-bringende PDFs zu erhalten, solltet ihr die Google Search Console und Ranking-Tools wie Sistrix und Searchmetrics zu Rate ziehen.
Als Best Practice für PDFs sehe ich übrigens, kurz zusammengefasst, folgendes Vorgehen: Für jede PDF-Datei auf der neuen Website eine HTML-Unterseite erstellen, die alte PDF-URL auf die neue Unterseite weiterleiten und von dort die neue, nicht indexierbare PDF-Datei verlinken. Etwas ausführlicher habe ich das hier (in Lektion 2) beschrieben.
Bilddateien, die gut in der Bildersuche ranken und Traffic auf eure Website generieren, werden ebenfalls nicht in den Berichten zum organischen Traffic auftauchen. Ein Teil dieses Traffic läuft als Referral-Traffic von Quellen wie google.com/imgres ein. Wenn ihr alle Bilder identifiziert habt, die gute Rankings haben, solltet ihr sicherstellen, dass diese in einem sinnvollen Kontext auch auf eurer neuen Website verwendet werden.
Wichtiger Hinweis: Google wird Bilder-Rankings nur dann beibehalten, wenn der Dateiname in der neuen URL nicht anders ist, als in der alten URL. Alles, was in der neuen Bild-URL nach dem letzten Slash kommt, sollte also identisch mit dem entsprechenden Teil der alten Bild-URL sein.
Baut eure neue Website-Struktur um eure wichtigsten SEO-Zielseiten herum
Wenn es euch nicht möglich ist, alle alten Inhalte mit auf die neue Website zu nehmen, habt ihr die Möglichkeit, die alten Inhalte nach Wichtigkeit durchzupriorisieren. Hierfür empfiehlt es sich, den zu Beginn dieses Artikels beschrieben Zielseiten-Report der organischen Suche genauer zu untersuchen. In der Regel machen weniger als 40% aller Einsteigsseiten mehr als 90% des Traffics aus. Wenn ihr den Schnitt an der richtigen Stelle macht, könnt ihr euch viel Arbeit sparen, ohne zu viel Traffic zu verlieren. Ich empfehle allerdings, mindestens eine Menge an Unterseiten zu berücksichtigen, die 90% des aktuellen SEO-Einstiegstraffics abdeckt.
Jetzt noch die Seiten mit vielversprechenden Rankings berücksichtigen, HTML-Versionen der trafficstärksten PDFs hinzufügen, trafficstarke Bilder einbinden, und fertig ist das neue Website-Fundament ohne SEO-Kompromisse.
Diese Struktur kann nun als Basis für den gesamten Inhalt der neuen Website dienen. Im Idealfall werden die alten Inhalte auch nicht einfach nur mitgenommen, sondern im Rahmen des Relaunchs direkt runderneuert, damit sie in Zukunft noch mehr Traffic generieren.
Zusätzlicher Tipp: Vorsicht mit der neuen URL-Struktur!
Braucht ihr wirklich eine neue URL-Struktur? Wenn machbar, ist es immer eine gute Idee, möglichst viele alte URLs beizubehalten. Viele SEOs stecken viel zu viel Aufwand in die Optimierung von URLs. Natürlich braucht ihr sprechende, nutzerfreundliche URLs, aber alle 6 Monate die URLs zu ändern ist auch nicht gerade Balsam für eure SEO-Performance. Wenn man einmal eine halbwegs ordentliche URL für eine Seite definiert hat, dann sollte man diese so lange wie möglich beibehalten. Das gilt natürlich auch beim Relaunch.
Mapping der alten und neuen URLs: 301-Weiterleitungen
301-Weiterleitungen sind wahrscheinlich eine der von SEOs am meisten missbrauchten Funktionen. Hierfür sind sie gedacht: Wenn eine Seite aus irgendeinem Grund (z.B. wegen eines Relaunchs) ihre URL ändert, zeigt die 301-Weiterleitung Nutzern und Suchmaschinen an, wie die neue URL lautet.
Für den Relaunch solltet ihr eine Liste aller URLs erstellen, die nach dem Relaunch nicht mehr existieren werden, und jeder dieser alten URLs genau eine URL von der neuen Website zuordnen, die den Inhalt der alten URL enthält.
Hinweis: searchVIU kann diese Aufgabe für euch automatisiert durchführen. Ihr müsst also kein manuelles URL-Mapping in Excel erstellen oder die Aufgabe an eine(n) bemitleidenswerte(n) Praktikant(i/e)n delegieren 😉
Zusätzlicher Tipp: Eingehende Links aktualisieren
Links sind weiterhin ein sehr wichtiges Ranking-Signal für Google. Beim Relaunch solltet ihr also auch einen Blick auf euer Linkprofil werfen. Ein Link, der auf eine URL verweist, die selbst noch einmal weiterleitet, wird nicht so viel Relevanz weitergeben, wie ein Link, der direkt auf eine existierende URL verweist.
Nach einem Relaunch empfiehlt es sich also, Website-Betreiber, die auf eure alten Inhalte verlinken, zu kontaktieren und um eine Aktualisierung des Links zu bitten. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass so direkt auch noch mehr Leute erfahren, dass ihr eine neue Website habt.
Zusammenfassung
- Benutzt Google Analytics, um die wichtigsten SEO-Zielseiten zu identifizieren.
- Benutzt Ranking-Tools, um URLs mit vielversprechenden Rankings zu identifizieren.
- Findet URLs mit Links von anderen Domains.
- Berücksichtigt eure trafficstarken Nicht-HTML-Dateien (z.B. PDFs und Bilddateien).
- Baut eure neue Website-Struktur um eure SEO-relevanten Inhalte herum auf.
- Für URLs, die sich beim Relaunch ändern, müssen 301-Weiterleitungen eingerichtet werden.
- Aktualisierung von eingehenden Links anfragen.
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